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Uniform eines Lagerleiters, um 1940.

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Uniform eines Lagerleiters, um 1940.

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Uniform eines Lagerleiters, um 1940.

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Uniform eines Lagerleiters, um 1940.

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Lagerpersonal

Die Häftlinge waren dem Lager- bzw. Wachpersonal schutzlos ausgeliefert. Die Leiter der Lager herrschten nicht selten wie lokale Fürsten. Sie verfügten über große Entscheidungsspielräume, beispielsweise bei der Verhängung von Strafen. Die Lagerverwaltung bestimmte über die Lebensmittelzuteilung und die Arbeitspläne vor Ort. Die Wachmannschaften bestanden aus zwangsverpflichtetem, schlecht ausgebildetem und oft gewalttätigem Personal, zu dem mitunter zu Wachleuten aufgestiegene ehemalige Häftlinge gehörten. Häufig kam es zu Misshandlungen, brutalen Bestrafungen oder eigenmächtigen Erschießungen.

Wie gestaltete sich der Alltag eines Wachzugführers in einem sowjetischen Zwangsarbeitslager?

Tagebuch von Iwan Tschistjakow

Tagebuch von Iwan Tschistjakow, Wachzugführer in einem Lager an der Baikal-Amur-Magistrale, 1933.

I. Tschistjakow (gest. 1941), 1935 Einberufung zu den Truppen des NKWD, 1935 bis 1936 Dienst als Zugführer der Lagerwache an der Baikal-Amur-Magistrale, Fronteinsatz während des Zweiten Weltkrieges.

Quelle: Sammlung „Memorial“, Moskau

Übersetzung Tagebuch

„16.11.1935. 26 Grad Kälte und Schneesturm. Es ist kalt. Kalt draußen und drinnen. Die Hütte ist so errichtet, dass in ihr mehr Luftzirkulation herrscht, als Material verbaut wurde. Der Verwalter tritt ein und verkündet: ‚Ach was, Leute, seid nicht so erschrocken über diesen Frost, es wird noch doppelt so kalt.‘ Das beruhigt natürlich. Wie schlimm doch die menschliche Unorganisiertheit ist. Da haben sie es bis zum Einbruch der Kälte nicht geschafft, den Bahndamm fertigzustellen, und jetzt quälen sie die Leute damit, eine 30 Zentimeter dicke, zähe und gefrorene Tonschicht zu brechen. So vergehen die Tage, und was kommt dann? Ich habe keine Lust, in der Armee zu dienen, zumal an der BAM. Aber was soll man machen? Wenn es wenigstens warm in der Unterkunft wäre, wo man sich ausruhen könnte. Aber auch das gibt es hier nicht. Eine Seite wird durch den kleinen Kanonenofen gewärmt, die andere ist gefroren. Es breitet sich eine gewisse Gleichgültigkeit aus, irgendwie jedenfalls. Und jeder vergangene Tag ist ein Stück Leben, das man leben könnte anstatt dahinzuvegetieren. Hier kann man mit niemandem ein Wort wechseln. Mit den Häftlingen geht das nicht, auch nicht mit den Wachen; sobald du anfängst vertraulich zu werden, bist du schon kein Truppführer mehr. Wir sind nur einfache Arbeitstiere, nach Beendigung der Bauarbeiten werden wir den Schauplatz wieder unbemerkt verlassen. Doch alle oder wenigstens eine große Last dieser Arbeiten liegt auf uns, den einfachen Wachen, den Gruppen- und den Zugführern.“

Wie sah ein Gulag-Häftling seine Bewacher?

Offiziere der Lagerwache

Die handschriftlichen Notizen auf dem Foto lauten: „Mörder!“, „Leiter des Lagers an der Olka, Siedlung Jagodnoje“, „Zygankow, Ermittler, von Gefangenen umgebracht“, „Fjodorow, Mitarbeiter des MGB“, „Leiter des Gefängnisses“.

Offiziere der Lagerwache, Lager in der Nähe der Siedlung Jagodnoje (Region Kolyma), 1940er Jahre.

Die Kommentare wurden von einem ehemaligen Lagerhäftling vorgenommen; er überließ das Foto später Mitarbeitern der Gesellschaft „Memorial“.

Quelle: Sammlung „Memorial“, Moskau

Lew Rasgon erzählt von einem Lagerkommandanten

„... Leutnant Beloussow [...] war ein unglaublicher Raffke, ein fröhlicher Grobian und schamloser Lügner ...“

Bericht von Lew Rasgon, 1992. (1 Min.)

L. Rasgon (1908–1999), russischer Schriftsteller und Publizist, von 1933 bis 1936 Arbeit als höherer operativer Bevollmächtigter der Geheimpolizei, 1938 Verurteilung zu fünf Jahren Zwangsarbeit, 1949 erneute Verurteilung, 1955 vorfristige Entlassung, 1988 beteiligt an der Gründung der Menschenrechtsorganisation „Memorial“.

Quelle: Lew Rasgon: Nichts als die reine Wahrheit, Berlin 1992.