Schloss Neuhardenberg

Schloss Neuhardenberg ist Refugium und Bühne zur Welt. Einerseits ein ruhiger Ort der Konzentration für Gespräche und Konferenzen, andererseits ein Platz für internationale Produktionen, die sich künstlerisch, politisch und wissenschaftlich den Fragen und Aufgaben der Gegenwart stellen.

Vom 1. Mai bis zum 24. Juni 2012 war die Ausstellung „Gulag. Spuren und Zeugnisse 1929 – 1956“ in Schloss Neuhardenberg zu sehen. In Deutschland war dies die erste Präsentation von Objekten und Zeugnissen des sowjetischen Lagersystems. Insgesamt sahen circa 5.000 Besucher die Ausstellung. Verschiedene Begleitveranstaltungen boten der interessierten Öffentlichkeit die Möglichkeit, sich über die Ausstellung hinaus mit dem Thema Gulag auseinanderzusetzen.

Die Ausstellung in Schloss Neuhardenberg

image

Plakat zur Ausstellung „Gulag. Spuren und Zeugnisse 1929–1956“

Die Wanderausstellung ist vom 1. Mai 2012 bis zum 24. Juni 2012 in der Ausstellungshalle der Stiftung Schloss Neuhardenberg zu sehen.

image

Blick in die Ausstellung

Die Ausstellung dokumentiert die Geschichte des Gulag sowohl anhand von Relikten der Lagerhaft und Zwangsarbeit als auch anhand von Dokumenten, Bildern, Karten, Fotografien sowie Video- und Audiomaterial.

image

Eingangsbereich der Ausstellung

Im Zentrum des Eingangs- bereiches der Ausstellung steht das Modell des Entwurfes von Wladimir Tatlin für das „Monument der III. Kommunistischen Internationale“.

image

Blick auf die Karte der Sowjetunion

Die Karte zeigt die Standorte der Lagerkomplexe und ihrer Verwaltungen.

image

Objektinstallation

Aus den Ruinen der ehemaligen Lager sicherten Mitarbeiter von „Memorial“ seit Ende der 1980er Jahre die Überreste des Gulagsystems.

image

Holzpritsche und Gitterfenster

Derartige Holzpritschen mussten bisweilen von mehr als vier Personen geteilt werden. Das Gitterfenster stammt von einer Isolierzelle.

image

Touchscreen-Monitore

Drei in die Karte einge- lassene Touchscreen-Monitore bieten die Möglich- keit, sich mittels Grafiken und Diagrammen mit den Dimensionen des Gulag auseinanderzusetzen. Ein weiterer Monitor vermittelt grundlegende Informationen zu anderen Lagersystemen in Deutschland und der Sowjetunion.

image

Blick in die Ausstellung

Ausstellungshalle der Stiftung Schloss Neuhardenberg.

image

Schrankvitrinen

In großen geöffneten Schrankvitrinen werden die Stationen auf dem Weg ins Lager dokumentiert.

image

Schrankvitrinen

Im hinteren Teil der Ausstellung werden in weiteren Schrankvitrinen Gulag-System, Gewalt und Lagerregime sowie Zwangs- arbeit, Überleben und Sterben im Lager thematisiert.

image

Hörstationen in den Schrankvitrinen

Die Selbstzeugnisse der Betroffenen – eingesprochen aus Tagebüchern, Briefen und Erinnerungsberichten – verdeutlichen die schicksal- haften Konsequenzen des Lageralltags.

image

Gulag-Erinnerungen

In einem abschließenden Teil zeigt die Ausstellung die Auflösung des Gulag-Systems und stellt die Tätigkeit der Gesellschaft „Memorial“ dar.

image

Aufnahmegerät für Zeitzeugeninterviews

Mit diesem Gerät wurden etwa 100 Zeitzeugen- gespräche mit ehemaligen Gulag-Häftlingen aufgezeichnet.

image

Schrankvitrinen

Die Schrankvitrinen der Ausstellung sind Archivschränken der Gesellschaft „Memorial“ Moskau nachempfunden.

image

Projektion erkennungs- dienstlicher Aufnahmen

image

Ein eigener Raum ist den Lebensgeschichten der Gulag-Häftlinge gewidmet.

image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image
image

Begleitprogramm zur Ausstellung in Schloss Neuhardenberg

Jedes Bild ein Zeichen. Russland 1941–1943

Fotografien von Gerhard Fietz

Ausstellung | 3. April bis 24. Juni | Großer Saal, Foyer

kuratiert von Manfred Besser
in Kooperation mit der
Treuhandstiftung Gerhard Fietz
gefördert von der Sparkassenstiftung Lüneburg

Der 1910 in Breslau geborene Zeichner und Maler Gerhard Fietz, u. a. Mitbegründer der Künstlergruppe ZEN 49, kämpfte ab 1941 als MG-Schütze an der russischen Front bei Orel und Minsk. 1943 wird er von einem Granatsplitter so schwer verwundet, dass seine linke Hand zeitlebens gelähmt bleibt. Gerhard Fietz hält seine Erinnerungen an die Soldatenzeit in Russland dreifach fest: Er zeichnet, führt Tagebuch und fotografiert. Es gelingt ihm, die belichteten Filme mit der Feldpost nach Hause zu schicken; seine damalige Frau, eine Fotografin, entwickelt die Bilder. Elegische Landschaftsaufnahmen sind darunter, anrührende Momentaufnahmen des kargen Alltags der Landbevölkerung, Bilder der vom Krieg verwüsteten Städte – festgehalten von einem Fotografen, der Wehrmachtsuniform trug. „Ich werde nicht fertig mit meinem Urteil über Russland […] in den Extremen schwankend, hat es so vieles zum Lieben und so vieles, was abzulehnen ist. So manches im alten Europa scheint falsch und dekadent und ungesund, je länger ich die Naturhaftigkeit Russlands erkenne. Ich spüre immer wieder die ganze Kraft und Schönheit des Russen hinter der sonstigen Verwahrlosung, bedingt durch lähmende Armut […] ich lerne die Russen in breiter Masse kennen, sehe ihre Hütten und Lager und ihre Arbeit.“

Unweit der Seelower Höhen, bei denen im April 1945 die letzte große Schlacht zwischen der russischen und der deutschen Armee vor Berlin stattfand, werden diese Fotografien aus Gerhard Fietz’ Nachlass erstmals ausgestellt. Sie lassen eine erschütternde Ahnung davon aufkommen, was es für den Künstler Fietz bedeutet haben mag, Soldat zu sein, und welche Mittel und Wege er suchte, dem Grauen des Krieges künstlerisch zu begegnen.

Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen, 11–19 Uhr | Eintritt frei

Erzählungen aus Kolyma

Corinna Harfouch liest Warlam Schalamow

Lesung | So 3. Juni | 17 Uhr | Großer Saal

Die Erzählungen aus Kolyma, die als Hauptwerk Warlam Schalamows gelten, zählen neben den Werken Alexander Solschenizyns zu den wichtigsten Texten über den Gulag. Die sibirische Kolyma-Region, in der Warlam Schalamow insgesamt siebzehn Jahre seines Lebens verbrachte, ist nach mitteleuropäischen Maßstäben unbewohnbar; im Winter herrschen dort Temperaturen bis zu 60 Grad unter Null. Gregor Dotzauer schreibt anlässlich des Erscheinens der deutschen Übersetzung der Erzählungen: »Warlam Schalamow ist die große Gegenfigur zu den literarischen Zeugen der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Er gehört in eine Reihe mit Primo Levi, Jorge Semprún, Imre Kertész oder Robert Antelme − als jemand, dessen Glück zu überleben mit dem Fluch konkurrierte, seinen Erfahrungen nachträglich eine angemessene Form zu geben.« Und Hans-Peter Kunisch konstatiert in der ZEIT: „Was Schalamows Lager-Erzählungen so eindrücklich macht, ist gerade dieser doppelte Ansatz: skrupulöses Bemühen um die anerkannt unerreichbare Authentizität und gleichzeitig der Versuch, literarisch neue, dem Sujet entsprechende Wege zu gehen.“

Corinna Harfouch vereint auf einzigartige Weise Authentizität mit differenziertester Charakterzeichnung. Für ihre schauspielerische Leistung erhielt sie zahlreiche Preise, darunter den Deutschen Filmpreis und die Goldene Kamera. Auf dem „Boulevard der Stars“ in Berlin wurde die Schauspielerin 2010 mit einem der ersten Sterne geehrt. Noch mit den Nuancen einer Handbewegung vermag sie dem Gang der Dinge eine überraschende Wendung zu geben.

Eintritt: € 15,- | ermäßigt* € 11,-

Mit dem Verstand ist Russland nicht zu fassen

Gespräch | So 10. Juni | 17 Uhr | Großer Saal

Irina Scherbakowa, Fritz Pleitgen
und Durs Grünbein
im Gespräch mit Norbert Seitz

Idee: Christiane Bauermeister

„Mit dem Verstand ist Russland nicht zu fassen,
Gewöhnlich Maß misst es nicht aus:
Man muss ihm sein Besonderes lassen – Das heißt,
dass man an Russland glaubt.“
Fjodor Tjutschew

Trifft der populäre Vierzeiler, den der russische Dichter und Diplomat Fjodor Tjutschew 1866 verfasste, auf Russland heute noch zu? Kann Russland ein „Sonderstatus außerhalb jeglichen Maßes und jeglichen rationalen Verstehens zugesprochen werden, der einzig dem Glauben, niemals aber sich dem kritischen Blick von außen erschließen kann“, wie es Felix Philipp Ingold einmal ausdrückte? Ist Russland wirklich anders? Worin unterscheidet sich seine Kultur von der westlichen? Wie groß ist der immer wieder erwähnte Unterschied zwischen den Gesellschaften? Werden die verschiedenen Auffassungen von Demokratie und Zivilgesellschaft überstrapaziert? Aber haben nicht gerade die letzten Protestaktionen in Moskau und anderen Städten des Riesenreiches gezeigt, dass da eine neue Generation, eine Generation mit »Verstand« auf die Straße gegangen ist? Alissa Ganijewa hält fest: „Am 10. Dezember 2011 sah ich keine rasende Menge, keine, wie der Premier sich auszudrücken beliebte, vom Westen gekauften Bandar-Logs, sondern normale, denkende Bürger. Das setzt extreme Aufrichtigkeit, die Unabhängigkeit von materiellen Ansprüchen und wenigstens einige Moralbegriffe voraus.“

Fritz Pleitgen, ehemaliger Intendant des WDR und als langjähriger Moskau-Korrespondent Kenner der russischen Seele, Durs Grünbein, als Dichter mit der russischen Literatur und Philosophie vertraut, und Irina Scherbakowa, russische Historikerin und Philologin und tätig für die Menschenrechtsorganisation „Memorial“ Moskau, diskutieren unter der Moderation des Hörfunkjournalisten Norbert Seitz.

Eintritt: € 12,– | ermäßigt* € 8,50

Schloss Neuhardenberg
Schinkelplatz
15320 Neuhardenberg
Tel. +49 (0)33476 600 750
Fax +49 (0)33476 600 800
info(at)schlossneuhardenberg(dot)de
www.schlossneuhardenberg.de