Jakow Fridrichowitsch Maier (1885–1943)

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Postkarte mit Vordruck, 1931.

„Mit erfolgreicher Durchführung der Frühlingssaat zur ununterbrochenen Kollektivierung und der vollen Liquidation des Kulakentums als Klasse!“

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Anklageschrift gegen Jakow Maier, 1935.

„MAIER, Jakow Fedorowitsch, [...] besaß 3 Häuser, 3 Pferdeställe, 3 Getreidespeicher, 1 Schmiede, 7 Scheunen, 20 Pferde, 15 Kamele, 12 Kühe, 30 Schafe, 12 Schweine, 1 Dreschmaschine, 1 Mähmaschine, 1 Mähbinder, 150 h Boden [...]; Er hat einen Bruder, der 1922 illegal nach Polen emigriert ist und mit dem er in regelmäßigem Briefkontakt steht. [...] Unter den Arbeitern der Sowchose betrieb er systematisch konterrevolutionär- faschistische Agitation und verübte Sabotage- und Schädlingsakte auf Neubauten der Sowchose. Damit fügte er der sozialistischen Wirtschaft Schaden zu, beging also ein Verbrechen nach dem Paragrafen 58 [...] des Strafgesetzbuchs der RSFSR.“

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Jakow Maier wird 1885 in einer Bauernfamilie im Wolgagebiet geboren. In der Sowjetunion werden nicht nur relativ wohlhabende, sondern fast alle selbstständigen Bauern als „Kulaken“ bezeichnet. Insbesondere gegen jene, die sich der Kollektivierung widersetzen, werden drastische Strafmaßnahmen verhängt. Die sogenannte Entkulakisierung betrifft 1929 auch Jakow Maier. Ihm wird das Wahlrecht entzogen und sein gesamter Besitz – Gehöft, Land, Vieh und Maschinen – konfisziert. 1930 wird er aus seinem Dorf ausgewiesen, 1934 zur Zwangsarbeit und ein Jahr später wegen angeblicher Spionage und konterrevolutionärer Tätigkeit zu zehn Jahren Lager verurteilt. Zwei Jahre vor Haftende stirbt Jakow Maier 1943 im Gulag. Von ihm sind keine Fotos überliefert.